Das «Pfadfinder-Konzept» entsteht
Besonders die Jungen waren begeistert von Baden-Powell. Sein Buch «Aids For Scouting» war ein Jugendbuch-Bestseller geworden. Baden-Powell war gar nicht glücklich darüber, denn es war ein militärisches Buch. Als Mann, der den Frieden liebte, wollte er nicht, dass ein derartiges Buch in die Hände der Jungen kam. Die Entwicklung war jedoch nicht mehr rückgängig zu machen, da beschloss Baden-Powell ein zweites Buch zu schreiben. Dieses Buch wollte er «Scouting For Boys» nennen. Baden-Powell las ein Buch seines Freundes Rudyard Kipling. Das Buch hiess «Kim». Er war von diesem Buch tief beeindruckt, denn es bestätigte seine Erkenntnisse aus Mafeking. Er erkannte auch, dass sich nützliche Fähigkeiten am besten durch Spiel schulen liessen. Er nahm sich vor, sinnvoll gestaltete Spiele in sein geplantes Buch «Scouting For Boys» einzubeziehen.
Das erste Pfadilager organisiert von BiPi
Bevor Bipi aber zur Feder griff, wollte er eigene Erfahrungen sammeln. Zu diesem Zweck organisierte er ein Lager. Er trommelte insgesamt 22 Jungen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten zusammen. Mit diesen 22 Jungen ruderte er im Sommer 1907 zur Insel Brownsea hinüber. Dort schlugen sie die Zelte auf.
Scouting For Boys (Das Buch)
In der Windmühle von Wimbledon verwirklichte er endlich seinen Plan und schrieb das Buch «Scouting for Boys». Es erschien als Serie, Kapitel für Kapitel, in der Zeitung «The Scout». Später wurde es, in viele Sprachen übersetzt, zum grössten pädagogischen Werk unseres Jahrhunderts. Wieso kam es zu diesem Erfolg? Scouting for Boys war keine der üblichen schwerverständlichen Abhandlungen eines Pädagogen. Es war ein einfaches Buch, es war eine Erzählung, eine Plauderei am Lagerfeuer, behaglich und spannend erzählt. Baden-Powell erzählte von seinen Abenteuern in der Steppe und im Dschungel. Man erfuhr, wie man ein Feuer ohne Streichhölzer macht, wie man Entfernungen schätzt, Fährten von Tieren und Menschen deutet und verfolgt, Knoten bindet, wie man die Himmelsrichtungen ohne Kompass ermittelt und Erste Hilfe leistet. Er empfahl den Jungen, sich in kleinen Gruppen zusammen zu tun, täglich eine gute Tat zu leisten und immer hilfsbereit zu sein.
Die Pfadi-Bewegung in der Schweiz 1910 - 1920
Die ersten Buben-Pfadigruppen in der Schweiz bildeten sich 1910, während sich die ersten Mädchen 1911 zusammenfanden. Am 5. oder 13. Oktober 1913, das ist heute nicht mehr genau feststellbar, gründeten die Vertreter der bereits bestehenden Kantonalverbände Genf, Waadt, Neuenburg, Bern, Basel, Zürich und St. Gallen/Thurgau im Kasino Bern den Schweizerischen Pfadfinderbund (SPB). William Borel wurde zum ersten Präsidenten gewählt. In den ersten Jahren arbeitete man mit einem Vorortssystem: Jeder Kanton blieb selbständig, ein Vorkanton erledigte die laufenden Geschäfte des Bundes und berief die Delegiertenversammlung ein. Genf wurde der erste Vorort. 1915 trat Freiburg dem SPB bei.
1913 - 1916 entstanden in der welschen und in der deutschen Schweiz mehrere Mädchen-Pfadigruppen, die jedoch zunächst ohne Zusammenhang blieben. «1913 entstand auch die erste Version der Pfadi Limmattal» 1917 organisierte Jeanne Paschoud ein Treffen der Führerinnen dieser Gruppen. Vertreterinnen aus Basel, Genf, Lausanne, Le Locle, Neuchâtel, Villeneuve und Winterthur fanden sich dazu ein, während sich die Zürcherinnen entschuldigten. Die Idee einer Vereinigung wurde geboren.
Im Jahre 1918 gab sich der Bubenbund unter der Leitung von William Borel neue Satzungen, die einen Zentralpräsidenten und einen siebenköpfigen Vorstand vorsahen. Dessen Mitglieder stammten in der Regel noch aus demselben Kanton. Im gleichen Jahr wurde auch die Stiftung Schweizer Pfadfinderheime ins Leben gerufen. Ein Jahr später wurde in Lausanne die erste Nummer des «Kim» gedruckt. Der französischsprachige Teil der Führerzeitschrift war weitaus umfangreicher als der deutschsprachige. Ebenfalls 1920 wurde das später vielen Pfadi-Generationen als «Thilo» bekannte «Livret de léclaireur Suisse» herausgegeben. Inzwischen hatten Graubünden (1918), Tessin, Zug, Solothurn, Schaffhausen (1919) und Aargau (1920) zum Bund gefunden.
Am 4./5. Oktober 1919 wurde der Bund Schweizerischer Pfadfinderinnen (BSP) gegründet. (Zeitgleich wurde die Pfadi Limmattal, damals Abteilung Schlieren, gegründet) Die Abteilungen Basel, Bern, Genf, Lausanne, Neuchâtel und Zürich-Helvetia einigten sich auf sieben Gesetzesartikel, gemeinsame Statuten und ein gemeinsames Abzeichen. Die beiden ersten Führerinnen waren die Bernerinnen Edmée Vogel-de Watteville und Blanche de Haller. 1920 schlossen sich Villeneuve und St. Gallen an.